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Kindergarten am Biederstein: Naturerlebnis

Der Kindergarten am Biederstein unterwegs in der Natur

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Jeden Tag ein paar Stunden in die Natur, das ist im Kindergarten am Biederstein natürlich normal. Aber die Natur erleben, ganz losgelöst von zeitlichen Strukturen und Terminen, das war neu. Der Kindergarten am Biederstein wagte das zweiwöchige Experiment „Naturerlebnis pur“ – und soviel sei verraten: Dieses Projekt wird von nun an regelmäßig wiederholt!

Als Erziehungswissenschaftlerin wusste Andrea Szagartz natürlich, dass Aufenthalte in der Natur zu permanenter Bewegung auffordern und eine Vielfalt unterschiedlicher Bewegungserfahrungen bieten – aber, dass es für ihre Kiga-Gruppe so aktiv und interessant würde, hatte selbst sie nicht erwartet: Vom Angeln über Wildtierbeobachtung, von Pfeil- und Bogenschießen bis zur Imker-Erfahrung – war alles dabei. Aber der Reihe nach …

Normalerweise ist es das Ziel der ErzieherInnen, pünktlich zum Mittagessen um 12 Uhr wieder im Kindergarten zu sein. Beim Ausnahme-Projekt „Naturerlebnis“ blieb die gesamte Kindergartengruppe nun von 9 Uhr bis 15 Uhr draußen und so konnten die Kinder gemeinsam weitere Distanzen zurücklegen und sich länger mit einzelnen Projekten beschäftigen.

Spielzeug in und aus der Natur

Gut vorbereitet mit gemeinsam gefüllten Brotzeitboxen und Getränken in den Rucksäcken (für Vergessliche hatte das Team der Wichtel Akademie zusätzliche Brotboxen und Getränke dabei) ging es in den Englischen Garten. „Normalerweise wollen alle zuerst auf den Spielplatz, wir haben die Kids aber bewusst anders geführt.“ Andrea Szagartz und ihre Kolleginnen hatten Schnüre dabei und sofort wussten die Kinder, was sie damit anfangen könnten. „Sie sammelten kleine Stöcke und einige bastelten sofort Pfeil und Bogen aus den natürlichen Materialien.“

Sie berichtet, dass manche Kinder sich fast zwei Tage daran gewöhnen mussten, dass hier in der Natur kein vorgefertigtes Spielzeug vorhanden war oder eine Schaukel bereit stand. Dann aber sammelten sie verschiedene Naturmaterialien und erkundeten deren Verwendung. Sie bauten unterschiedliche „Gebilde“ daraus. „Am meisten Spaß machte es ihnen, die neue Umgebung, also Stein für Stein und Wurzel für Wurzel für sich zu erobern“, erzählt Andrea Szagartz begeistert. Sie ergänzt: „Dass dabei unbewusst die Körperwahrnehmung, die Geschicklichkeit und die Balance geübt wurde, versteht sich von selbst.“

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Kindergarten-Schwabing-Biederstein-Klettern-Wichtel Akademie München

Wertschätzen der Natur

Immer wieder setzten sich kleine Gruppen zusammen ins Gras und überlegten gemeinsam mit Hilfe der Sachbücher aus der Kita, welche Blätter oder Insekten sie gerade gefunden hatten. Durch die Auseinandersetzung mit den Sachbüchern erweiterten die Kinder ihre Kompetenz im Umgang mit Medien und stärkten ihre Literacykompetenzen. Parallel bildeten sich neue Freundschaften und durch die Interaktion steigerten die Kiga-Kids ihre sozialen Kompetenzen.

Zusätzlich hatten die Erzieherinnen Aufgaben und Fragen vorbereitet, wie zum Beispiel: „Wo könntet ihr Schnecken oder Regenwürmer finden? Und bringt sie dann her.“  Gemeinsam überlegten die Kindergartenkinder dann: „Sin Schnecken auf einem Baum? Oder im Gras? Und wie gehen wir mit ihnen um? Darf eine lebendige Schnecke in ein Gläschen mit Deckel? Finden wir heute mehr Regenwürmer, weil es soviel geregnet hat?“

Die Älteren hatten dabei natürlich eine etwas größere Ausdauer bei der Beobachtung und legten sich zu den Schnecken, um herauszufinden, wie eine Schnecke vorwärts kommt. Aber auch das Spurenlesen stellte die Kinder immer mal wieder auf die Probe … (Meist war die Lösung ‚Hund‘ – aber auch darauf muss man erst mal kommen …)

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Kita-Schwabing-Biederstein-Englischer-Garten-Fluss - Wichtel Akademie München
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Wasserspiele im Englischen Garten

Eine große Faszination übte das Wasser auf die Kindergartenkinder aus. Die Frage ‚wann gehen wir endlich wieder zum Wasser?‘, stellte jeden Tag ein anderes Kind – auch als es an einem Tag regnete. Aus den mitgebrachten Materialien Draht und Schnur sowie vorhandenen Zweigen, bastelten sich die Kinder am Schwabinger Bach Angeln. So wurde das Angeln und Fischen zur Lieblingsbeschäftigung der Kids. Fragen wie ‚wo kommt das Wasser her? und ‚wo fließt es hin?‘ trieben die Kinder um. Aufgrund der intrinsischen Motivation der Kinder griffen die Erzieherinnen das Thema auf und bald wird im Kindergarten das Projekte Boote aus Natur- oder Abfallmaterialien starten.

Natur-Highlights und Wunder

Weitere Highlights der Naturerlebniswochen waren für die Kinder die Schafe im E-Garten, der Ausflug nach Poing und der Besuch des Imkers in der Seidlvilla. Jedes Mal nahmen die Größeren den Kleineren die Angst vor dem Unbekannten (seien es Schafe, Rehe oder Bienen). Als die Kindergartenkinder vom Biederstein zum Beispiel von Rehen umringt im Wildpark Poing standen, wurden die Älteren zu den Aufpassern der Jüngeren. Beim Imker schlüpften die Großen zuerst in die Kinderanzüge und bei den Schafen nahmen sie die Kleinen in ihre Mitte. So trauten sich bald auch die Jüngeren näher an die Tiere heran und ahmten dabei die Schulhüpfer nach.

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Kindergarten-Biedertsein-Poing - Wichtel Akademie München
Kindergarten-Imker-Naturerlebnis - Wichtel Akademie München
Kindergarten-Schwabing-Wasserspiele- Wichtel Akademie München
Kindergarten-Schwabin-Fischen- Wichtel Akademie München
Kindergarten-Schwabing-Englischer-Garten-Fischen - Wichtel Akademie München

Nachhaltige Erziehung in der Natur

Nach und nach nahmen sich die Kinder immer mehr als Teil der Natur und ihrer Umwelt wahr. Sie achteten auf ihr Verhalten, wollten die Tiere nicht stören und beobachteten ihr Umfeld: Andrea Szagartz berichtet: „Die Kindergartenkinder wurden von Tag zu Tag aufmerksamer und wollten alles mitbekommen, was um sie herum passierte. Und auch umsichtiger.“ So warnten sie sich dann auch gegenseitig, wenn ein Regenwurm gerettet werden sollte oder viele kleine Kinderhände halfen einer Schnecke beim Überqueren eines Weges. Andrea Szagartz ergänzt: „In der Pädagogik sprechen wir von der Entwicklung umwelt- und sozialverträglicher Werthaltungen.“ Und auch den Eltern sei die Veränderung an ihren Kindern aufgefallen – vor allem was die Akkustik betrifft. Die Kinder seien insgesamt ruhiger und lauschten bei Ausflügen nun mehr.

Andrea Szagartz resümiert: „Für uns ist die Mischung zwischen Drinnen und Draußen sehr wichtig. So können wir jetzt Naturthemen der Kinder aufgreifen und konzentriert im Kindergartenalltag einbauen. Wir wollen zum Beispiel die Materialien, die wir gesammelt haben weiterverarbeiten und nun aus den Stöcken Instrumente bauen.“

Dieses Naturerlebnis hat allen Zeit und Muse beschert. Sowohl den Kindern als auch den Erzieherinnen des Kindergartens am Biederstein.