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Kita Pasing: Zutrauen führt zu Selbstvertrauen

Kinder sind sehr individuell – in ihrer Entwicklung und in ihrem Zutrauen zu sich. Sie wissen, was sie können (sofern sie nicht zu erschöpft oder abgelenkt sind). Sie wollen eigenständig ein sich selbst gesetztes Ziel erreichen. Haben sie es dann geschafft, sind sie stolz und freuen sich über ihre Selbstwirksamkeit.

Schau mal, was ich kann. Ich kann das, weil ich schon groß bin.

Erfahrene Erzieher wissen, was sie Kindern zutrauen können. Bei Gefahrensituationen wie Wasser oder Verkehr müssen Kinder belehrt werden und die Erzieher behalten zusätzlich die Auf- und Übersicht. „Wir Erzieher machen jede Entscheidung davon abhängig“, so Michael Werner, Leiter der Kita Pasing, „wie gut wir das Kind und seine Familie kennen. Wenn ich weiß, dass ein Kind gut klettern kann, sage ich ihm: Du darfst da rauf, wenn Du Dich gut festhalten oder runterspringen kannst.“

Kinder suchen sich Herausforderungen

In jedem Alter wollen Kinder weiter wachsen, geistig und in ihren Fähigkeiten. Gelingt etwas noch nicht – im sozialen Miteinander genau so wie in der Motorik – reagieren sie frustriert oder wütend. Diese Frustration oder Wut ist oft der Antrieb für Kinder, es nocheinmal zu probieren, zu variieren und zu lernen. Daher ist es für die Erwachsenen, die die Kinder bei diesen Prozessen begleiten, wichtig, diese Frustration und Wut zuzulassen und ihnen Herausforderungen zu geben. Dazu gehört klettern genauso wie Sreitigkeiten zwischen den Kindern.

PKinder-selbstvertrauen-durch-Zutrauen - Wichtel Akademie München

Vertrauen in das intuitive Handeln der Kinder

Für Erwachsene, die die Kinder bei diesen Prozessen begleiten, ist es manchmal eine Herausforderung, den Kindern dieses Zutrauen zu geben. Ängste, wie ‚was passiert, wenn das Kind jetzt stürzt und sich verletzt‘ hindern die Erwachsenen und diese Ängste übertragen sich auf das Kind. Michael Werner erzählt: „Ich erinner mich gut, wie ich als Anfänger das ersten Mal mit den Kindern in den Garten gegangen bin. Es gab dort einen Balancierpfad neben dem Sandkasten und der war das reinste Grauen für mich.“ Nach einer Zeit des Beobachtens stellte er jedoch fest, dass die Kinder sich selbst sehr gut einschätzten und rechtzeitig nach seiner Hand griffen: „Die Kleinen handeln total intuitiv. Sie tapsen, bleiben stehen, schauen sich um und wenn es nicht sicher weitergeht, dann krabbeln sie eben.“

Wand - Klettern - Kindergarten - Wichtel Akademie München
Kind - Wand - Vertrauen - Wichtel Akademie München
Kletter - Vertrauen - Wichtel Akademie München

Kinder bestimmen den Moment - Erwachsene geben das Zutrauen

Oft ist es auch die Rolle der Erwachsenen, die Kinder zu stärken: „Die kleine Sina stand bei uns in Pasing mal vor der Rutsche und sagte ‚zu hoch für mich'“, berichtet der Erzieher. „Ich bestärkte sie dann aber und sagte ‚Sina, ich glaube, Du kannst das‘. Wir sind dann aber stattdessen erstmal gemeinsam zu einem Hügel spaziert. Da ist sie dann beim ersten Mal auf allen Vieren hoch. Beim zweiten Mal mit mir an der Hand. Dann ganz alleine. Und später erhielt sie von mir eine Urkunde: Hügelbezwingerin.“ So bestätigte er ihr, dass sie etwas erreicht hatte, was sie vorher nicht konnte. Und konservierte mit der Urkunde diesen tollen Tag für Sina, welche sie in ihr Portfolio einheftete. Natürlich war es dann in den Folgetagen nicht mehr lang hin zum Rutschvergnügen.

Oft können Kinder auch bereits – alleine Treppen steigen, auf unebenem Boden laufen oder etwas Unbekanntes ausprobieren, dürfen aber nicht, weil die Großen die Kleinen schützen wollen. So ist es auch für Eltern ist es oft eine Herausforderung, ihrem Kind etwas zuzutrauen.

Erzieher in der Kita lassen sich von den Kindern zunächst zeigen, was sie können: „Ich lasse natürlich nicht jedes Kind auf jeden Baum klettern. Wenn es auf einmal Lust hat, zu klettern, dann sage ich ‚zeig mir das mal an dem Baum‘ und deute auf einen noch niedrigen Baum. Außerdem achte ich natürlich darauf, dass die Kinder nur auf tragfähige, gesunde Bäume klettern und vor allem umsichtig sind.“

Hängematte - Vertrauen - Wichtel Akademie München
Klettern - Zutrauen - Wichtel Akademie München

Die Voraussetzung für Zutrauen ist natürlich Vertrauen

Vertrauen kann sich erst einstellen, wenn man sich etwas länger kennt. Der Erzieher setzt nach einer Weile Signale, die für das Kind klar verständlich sein müssen. Und auch er muss erkennen, wenn das Kind müde ist, zu müde zum Klettern und Tollen. Und er informiert die Eltern über die Fortschritte des Kindes. Michael Werner berichtet: „Als Leiter beobachte ich Erzieher, die stets in der Nähe der Kinder sind. Und wenn die Kids sich eine Höhle aus Ästen bauen, dann sehen die Erzieher sich das nach dem Gesichtspunkt an: ‚Was passiert, wenn die zusammenbricht‘, möglicherweise intervenieren sie dann – aber nur, wenn es für das Wohl des Kindes gefährlich wäre. Die Kinder sollen ihr Erfolgserlebnis, aber auch ihre Enttäuschung erleben. Wenn wir die Eltern dann begrüßen und berichten: ‚Ihr Kind balanciert dort, so war der Ablauf – erst von den Knien auf die Füße, nun an den Rand – jetzt ist es sehr stolz‘. Oder: Ihr Kind hat die Höhle ganz alleine gebaut und sitzt nun stolz drin und freut sich. Dann loben die Eltern das Kind auch, statt zu erschrecken und mit ihrer Sorge die Fortschritte zu übersehen. „

Bittere und sandige Erfahrungen

Die Eltern haben auf diese Weise die Möglichkeit, dem Kind ihr Zutrauen zu geben, wenn der Sohn oder die Tochter ihnen am Wochenende ihr neues Können vorführen wollen. Damit ziehen dann Eltern und Erzieher an einem Strang und bewahren das Kind nicht vorm Lernen. Michael Werner ergänzt: „Das gilt übrigens auch fürs Essen. Kinder essen keine Regenwürmer – und ein Mund voller Sand ist zwar nicht lecker, aber eine sandige Erfahrung.“

Treppe - Kita - Wichtel Akademie München
Gaderobe - Kind - Wichtel Akademie München

Zutrauen statt Ängste

Jeder Erwachsene, der Kinder begleitet, sollte darüber nachdenken, was schlimmstenfalls passieren könnte. Aber sie sollten die Ängste nicht auf ihr Kind übertragen. Sollte ein blauer Fleck entstehen, dann ist es wichtig zu trösten und zu beobachten. Michael Werner sagt: „Ich lege Wert darauf, die Eltern immer komplett zu informieren. Fällt ein Kind, checke ich in solchen Situationen natürlich, ob körperlich alles in Ordnung ist. Reicht unser Trost oder muss die Mama oder der Papa nun kommen?“ Später beobachten wir, ob das Kind bald wieder spielt, geben den Eltern Bescheid und beobachten weiter. Am Telefon oder wenn das Kind abgeholt wird, berichten die Erzieher dann den Eltern, dass das Kind augenscheinlich einen super Tag hatte – aber auch einen kleinen Unfall!

„Wir wollen nicht, dass die Eltern erschrecken, wenn das Kind seine blauen Flecken zeigt“, sagt Werner  und er ergänzt: „Für Kinder sind Schrammen oft eine Trophäe für bestandene Abenteuer und gemeisterte Herausforderungen.“

Schau mal, was ich da hab!