Rettungskette - Kita - Wichtel Akademie München

Kita Parkstadt-Schwabing: Erste Hilfe in der Kita

Was mache ich, wenn sich jemand verletzt?

Krippen- und Kindergartenkinder der Parkstadt-Schwabing lernen, zu helfen.

Ein großes Auto in leuchtendem Orange und laute Sirenen die mit Tatütata durch die Stadt fahren, erregen schon früh die Aufmerksamkeit der Kinder. Und auch das Thema Unfall, Arzt und Verband sind interessant. „Was hat der Mann da?“ „Darf ich auch ein Pflaster haben?“, sind Fragen, die schon Krippenkinder stellen. In der Kita Parkstadt-Schwabing hat sich das gesamte Team im Oktober mit sehr großem Engagement dem Thema „Erste Hilfe“ gewidmet. Dabei ging es uns vor allem darum, dem Interesse der Kinder zu folgen und die Basiskompetenzen der Körperwahrnehmung und der Empathie zu stärken.

Erste Hilfe in der Kinderkrippe

In der Kinderkrippe diente zunächst ein Kinder-Arztkoffer als Hilfsmittel, um sich dem Thema zu nähern. Nach und nach entdeckten die Kinder Pflaster, Verband und Co. Bereits beim Pflaster waren sie gespannt: „Wie fühlt sich das auf meiner Haut an?“ „Wie klebe ich das bei anderen auf die Hand?“ Sie fühlten das Pflaster aufmerksam auf ihrem Körper oder klebten es vorsichtig auf die Hand eines anderen Kindes.

Im Morgen- und Nachmittagskreis wurde regelmäßig besprochen wofür Menschen Pflaster benötigen, was Schmerz ist und wie man helfen kann. Wie erkenne ich, dass jemand Hilfe braucht? Was bedeutet Weinen oder Schreien? So stärkten die Kinder im Laufe der Zeit ihre soziale Kompetenz und ihre Empathie. Zur Sprachförderung der Ein – bis Dreijährigen setzten die ErzieherInnen als Lernmethode Bilderbücher ein. Der erste Höhepunkt für die Krippenkinder war dann der Besuch einer echten Krankenschwester in der Kinderkrippe.

Kinderkrankenschwester und Krippenkind-Arzt

Elisa Kegley, Krankenschwester auf der Neonatologischen Kinderintensivstation in Großhadern, besuchte jede Krippengruppe der Parkstadt Schwabing einzeln. Juliana Schmidt, stellvertretende Leitung der Kinderkrippe erklärt: „ Ziel war, dass die Kinder keine Angst vor einem Arzt, Verband oder ähnlichem entwickeln oder im Falle verlieren.“ Die Kinder hatten jeweils einen Patienten in Form eines Kuscheltiers dabei und erwarteten den externen Besuch aufgeregt. Zumal sich das Maskottchen der Froschgruppe, Fridolin, einen Splitter eingezogen hatte. Würde die Krankenschwester dem armen Frido helfen können?

Schwester Kegley fragte bei jedem Krippenkind nach: „Wo ist denn Dein Tier verletzt?“ Max antwortete mutig: „Er hat Aua am Bauch.“ Gemeinsam mit dem Zweieinhalbjährigen hörte die Krankenschwester den Teddy ab. Dabei imitierte sie am unteren Ende des Stetoskops den Herzschlag, so dass Max auch bei seinem Bären Brumm ein Lebenszeichen erlauschen konnten. Und auch Fridolin konnte geholfen werden: Der Splitter wurde entfernt, die Stelle mit einem Pflaster zugedeckt und zur Sicherheit bekam der Frosch auch noch einen Verband ab. Insgesamt war der Besuch so spannend, dass Krippenkind Paul beschloss: „Ich bin Arzt“, und fortan alle anderen Kinder und Kuscheltiere weiter untersuchte. Und Helena wünschte: „Da bleiben. Ich möchte auch einen Verband!“

Für die Leitung der Kinderkrippe Kira Ittner war der „Erste-Hilfe“-Monat bis dahin bereits ein voller Erfolg: „Die Kinder haben in Sachen Empathie einen sehr großen Entwicklungsschritt gemacht. Fällt nun ein Kind hin oder verletzt sich, holen die anderen Hilfe, trösten oder fragen ‚Hast Du Dir weh getan?‘ Es ist sehr schön, das mitzuerleben.“

Erste Hilfe im Kindergarten

Im Kindergarten ging es dann nicht mehr ausschließlich um Basiskompetenzen, sondern auch schon um Wissenserweiterung. So absolvierten die Vorschulkinder begleitet von Debora Seelig, Erzieherin im Anerkennungsjahr, den Erste-Hilfe-Kurs „Trau Dich!“ Dabei erfuhren sie in der Theorie, was bei Stichen und Verbrennung zu tun ist und wie man sich bei einem Unfall verhält. Die stabile Seitenlage übten sie zunächst mit ihren Kuscheltieren und dann gegenseitig.

Nicole Hoffmann, Leitung des Kindergartens berichtet: „Die ganze folgende Woche hielten die Kinder an einem Ohrwurm fest ‚112, Hilfe kommt herbei.’“ Und auch die stabile Seitenlage habe bleibenden Eindruck hinterlassen: „Die Eltern berichten mir, dass sie sich am Wochenende regelmäßig auf den Boden legen müssten, damit ihr Kind sie in stabile Seitenlage bringen könne.“

Die Erzieherinnen Stefanie Mandl und Marion Urbanski hatten mit ihrer Gruppe, den Racoons, zunächst eine Kinderkonferenz abgehalten, um herauszufinden, wo die Interessen der Kinder genau liegen. Nach der Themensammlung stimmten sie ab und widmeten sich dann zuerst dem Thema „Unfall“. Anhand der Rettungskette lernten sie, was zuerst unternommen werden muss. Also erst Notversorgung, dann Notruf absetzen beziehungsweise Hilfe holen. Dann Erste Hilfe leisten und schließlich den Rettungsdienst einweisen.

Nach dem Kurs erhielten die Kinder ein Zertifikat, das sich nicht nur Sophie stolz in ihr Kinderzimmer hängte. Auch hier berichtet Nicole Hoffmann froh: „Die Kinder haben unglaublich viel Selbstbewusstsein entwickelt, weil wir ihnen vermitteln konnten: ‚Ich kann helfen.‘ Und sobald jemand fällt, rufen sie schon ‚Kein Wasser auf die offene Wunde.’“

Den krönenden Abschluss des Erste-Hilfe-Projekts bildete der Besuch eines THW-Fahrzeugs in der Kita: Eine Mutter, die ehrenamtlich für das Technische Hilfswerk tätig ist, hatte das Fahrzeug sowie das Material für die Kinder organisiert. So bestaunten alle Gruppen nacheinander das Inventar wie Helme, Sägen, Feuerlöscher und durften sich sogar in das Auto setzen. Nicole Hoffmann berichtet: „Als das Auto später mit Hilfe eines Luftkissens schräg angehoben wurde, war die Begeisterung quasi grenzenlos!“ Die Kinder erzählten sich im Anschluss gegenseitig begeistert von dem tollen, großen, sehr blauen Auto während sie die THW-Pixibücher durchblätterten und Autos zusammen- bastelten und puzzelten.

Insgesamt beurteilen alle ErzieherInnen das Projekt als gelungen. Kira Ittner resümiert: „Es ist an allen Kindern zu beobachten, wie sie im täglichen Umgang miteinander sehr viel mehr Wertschätzung zeigen. Sie wissen nun, dass sie helfen können und das ist sehr gut so.“