Kita-Fuerstenried-Musical-Tanz - Wichtel Akademie München

Kita Fürstenried: Interkulturelles Musical „Fremde werden Freunde“

"Sind in eurer Kita eigentlich viele Ausländer?" - "Nein, bei uns sind nur Kinder!"

Die Kindergartenkinder der Kita Fürstenried nehmen ihr Umfeld aufmerksam wahr: Sie registrieren unterschiedliche Muttersprachen, verschiedenes Aussehen und ungewohnte Kleidung. Und sie stellen sich gegenseitig Fragen dazu. Diese Fragen griffen die Pädagogen der Einrichtung auf und gestalten dazu seit dem Frühling 2016 das große Projekt „Wo kommen wir her“. Hier behandeln sie in den einzelnen Gruppen Interkulturalität, also aus welchen Ländern die Kinder kommen, deren Sprachen und kulturelle Besonderheiten. Höhepunkt dieses Projekts war nun die gemeinsame Aufführung des interkulturellen Musicals „Fremde werden Freunde“* von allen Kindergartenkindern.

Interkulturelle Bildungs- und Erziehungsparterschaft

Von Anfang an involvierten die pädagogischen Fachkräfte der Wichtel Akademie Fürstenried die Eltern der Kindergartenkinder in das Projekt zur Interkulturalität: Kinder deren Eltern ursprünglich aus anderen Ländern stammten, brachten beispielsweise Essen oder Fotos mit in den Morgenkreis und erzählten von ihrer früheren Heimat. Ziel des Projekts insgesamt war es, das Thema „Fremde“ begreifbar zu machen und Transparenz zu schaffen. Melanie Luxem, Leiterin des Kindergartens sagt: „Die Gegenwart von Flüchtlingen in unserer Gesellschaft bleibt auch den Kindern nicht verborgen. Wir haben auch Kinder anerkannter Flüchtlinge in unserer Einrichtung und die Kinder sind miteinander befreundet. Die Kinder nehmen das Fremde wahr und werden Freunde.“ Diese Tatsache griffen die Pädagogen auf und stellten dann auch das Musical unter das Motto: Was man kennt, versteht man. Und aus Fremden werden Freunde. Das Geld, das sie durch die Aufführung des Musicals einsammelten, wollten sie am Ende dann auch der Flüchtlingshilfe spenden.

Die Idee, Organisation und Durchführung des Musicals übernahmen Chrissy Busch, die sich innerhalb der Einrichtung um Musikprojekte kümmert, Franziska Fischer,  Erzieherin im Anerkennungsjahr und Annabel Esch, Kinderpflegerin. Das interkulturelle Projekt stärkte zahlreiche Basiskompetenzen der Kinder und beinhaltete diverse Bildungsbereiche des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans.

Stolz, Teil eines großen Ganzen zu sein oder interkulturelles Musical verbindet

Die Kinder teilten sich in Sprecher, Chor und Schauspieler auf. Während die Sprecher den kompletten Text jeweils auswendig lernten und laut und deutlich mit Mikrofon (Mikro noch einmal eine zusätzliche Erschwernis) aufsagten, bildeten sie ihre Sprachkompetenz und ihr Selbstbewusstseins weiter. Das gemeinsame Singen des Chors und die Interaktion untereinander stärkte dann zum einen das Wir-Gefühl der Kinder und MitarbeiterInnen. Gemeinsam etwas zu schaffen und dabei miteinander zu kooperieren stärkte die soziale Kompetenz der Kindergartenkinder. Beim Kulissenbau und den selbst gestalteten Eintrittskarten bildeten sie zusätzlich ihre Feinmotorik und ihr ästhetisches Empfinden aus.

Chrissy Busch erzählt: „Die Kinder betonten immer wieder stolz ‚ich habe im Chor gesungen‘ oder ‚ich habe bei der Kulisse mitgebaut‘. Sie waren unheimlich stolz, dass sie Teil des Musicals waren und zum Gelingen beigetragen haben. Die Selbstwirksamkeit jedes einzelnen wurde hier ermöglicht.

Geprobt wurde wöchentlich. Die Nervosität, vor allem bei den ErzieherInnen stieg … Am Tag der Aufführung kamen schließlich rund 150 Zuschauer!

Der Erfolg entlohnt für die Nervosität: Die Kinder hatten ja die gesamte Zeit über gerne geprobt – doch der Applaus und Stolz der Eltern war nochmal eine riesen Freude. Zusätzlich freute sich die Münchener Flüchtlingshilfe, denn durch den Verkauf der Eintrittskarten konnten 288 Euro für Flüchtlinge gesammelt und gespendet werden.

Aus pädagogischer Sicht äußerten sich auch Melanie Luxem begeistert: „Die soziale und interkulturelle Kompetenz der Kinder hat sich wahnsinnig gesteigert. Ich höre jetzt sehr oft die Aussage „Das ist mein Feund“, wenn die Kinder von einander sprechen oder jemanden suchen. Und sie nehmen nun die Unterschiede bewußt und gleichzeitig unglaublich bereichernd wahr.“

Die Eltern eines Kindes berichteten später, dass sie am Spielplatz waren. Dort spielte ihr Kind mit einem asiatisch aussehenden Jungen. Die Eltern fragten das KiGa-Kind, ob es wüsste, wo der asiatische Junge herkomme. Er antwortete: „Klar weiß ich das! Aus München. So wie ich.“

*Kontakte Musikverlag Ute Horn. Text des Musicals: Heidi Egert/Anita Hütter/Rolf Krenzer; Musik: Reinhard Horn