Mit Kindern über Krieg sprechen

Wie erklärt man Kindern, was Krieg ist?

Durch den Ukraine-Konflikt ist Krieg in aller Munde. Wir wollen Eltern dabei helfen, Kindern das schwierige Thema – wenn nötig – einfühlsam zu vermitteln.

Was vielen zwischenzeitlich unvorstellbar erschien, ist heute traurige Realität: In Europa herrscht Krieg – nicht weit entfernt von unseren eigenen Landesgrenzen. Insbesondere in der Erwachsenenwelt erhitzt der erschütternde Ukraine-Konflikt die Gemüter, doch auch Kinder merken, dass etwas nicht stimmt – selbst dann, wenn Eltern versuchen, Nachrichten aus dem Konfliktgebiet von den Kleinsten fern zu halten. Die feinen Antennen der Kinder reagieren, wenn Mama und Papa nachdenklich sind, der Kloß im Hals steckt oder die Wut im Bauch drückt. Je nach Alter und Charakter der Kinder, kann es daher durchaus nötig sein, das komplexe und potenziell angsteinflößende Thema einfühlsam zu besprechen und zu erklären.

Reagieren statt konfrontieren

Ein wichtiger Ratschlag vorab: „Aus pädagogischer Sicht empfehlen wir, den Krieg in der Ukraine nicht proaktiv anzusprechen, jedoch konkrete Fragen unbedingt zu beantworten“, erklärt Marion Kreikle, Bereichsleiterin Qualitätsmanagement & pädagogische Fachberatung bei der Wichtel Akademie. Sollten Kinder aus Nachrichten oder Unterhaltungen von Erwachsenen Gesprächsfetzen mitbekommen und Fragen haben oder Sorge durch Körpersprache und Verhalten – zum Beispiel auffällige Schweigsamkeit – signalisieren, hilft es, „relevante Informationen zu den aktuellen Ereignissen möglichst kindgerecht und einfühlsam zusammenzufassen“, so Marion Kreikle. Dazu ein paar Tipps:

Die richtigen Worte finden

„Bei dem sensiblen Thema Krieg gilt ‚weniger ist mehr‘“, rät Marion Kreikle. In klarer, kindgerechter Sprache sollten die nötigsten Informationen kurz und knapp erklärt bzw. nur die konkrete Frage beantwortet werden. „Oft wird hier zum Beispiel das sprachliche Bild bemüht, dass sich zwei Länder streiten“, so Marion Kreikle. Im Gespräch hilft es Kindern am meisten, wenn Erwachsene – Elternteile oder PädagogInnen – Sicherheit und Zuversicht vermitteln. Kinder sollen sich stets beschützt fühlen. Von Details über Waffengewalt, Leid und Tot der unmittelbar Betroffenen sollten die Kleinen möglichst verschont bleiben.

Kinderbücher über Krieg und Flucht

Für Kinder, die noch mehr Informationen einfordern, sind Kinderbücher zum Thema Krieg und Flucht eine gute Möglichkeit, um tiefer in den Dialog einzusteigen. Im Folgenden haben wir einige Empfehlungen zusammengestellt, die das Thema in Wort und Bild aufbereiten – angepasst an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersgruppen:

0 bis 3 Jahre:

  • Die Geschichte von Elenis Konfetti (ab 0 Jahren)
    ISBN-13: 978-3-03934-017-0
  • Das Krokodil sucht eine neue Heimat (ab 3 Jahren)
    ISBN-13: ‏ 978-3968430157

Ab 4 Jahren:

  • Lauf kleiner Spatz! (ab 4 Jahren)
    ISBN-13: 978-3-7022-4043-1
  • Frieden (ab 4 Jahren)
    ISBN: 978-3-314-10565-4
  • Wie ist es, wenn es Krieg gibt? (ab 5 Jahren)
    ISBN-13: 978-3-522-30534-1
  • Akim rennt (ab 6 Jahren)
    ISBN-13: 978-3-89565-268-4
  • Bestimmt wird alles gut (ab 6 Jahren)
    ISBN 13: 978-3423718028

Aktiv werden

Sollten Kinder signalisieren, dass sie das Thema nicht loslässt und sie etwas tun möchten, können Sie gemeinsam überlegen, wie geholfen werden kann. „Spendenaktionen, die beispielsweise durch Sachspenden unterstützt werden können, finden aktuell überall in Deutschland für Geflüchtete und Menschen im Krisengebiet statt“, rät Marion Kreikle. „Durch das Aussortieren und ‚Weitergeben‘ von gut erhaltenem Spielzeug oder den gemeinsamen Einkauf von Hygieneartikeln für Spenden können positiv besetzte, gemeinsame Projekte mit den Kleinen entstehen, in die sie sich aktiv einbringen können.“ (Wichtig: Bitte erkundigen Sie sich bei den entsprechenden Organisationen, welche Art von Hilfsgütern benötigt werden und wie diese verpackt und beschriftet werden sollen.) Aber auch das gemeinsame Anzünden einer Kerze oder die Teilnahme an Friedensversammlungen als Familie können Kindern in dieser aufwühlenden Zeit helfen, die Ereignisse zu verarbeiten.

Abendroutinen für einen friedlichen Tagesabschluss

Oft tauchen belastende Themen kurz vor dem Einschlafen noch einmal auf, wenn die Ablenkung des Tages nicht mehr gegeben ist. Hier ist es für Kinder erleichternd, wenn sie noch einmal Fragen stellen oder Sorgen abladen können. „Nehmen Sie sich am Abend ganz bewusst Zeit, um auf diese Bedürfnisse einzugehen, sofern das Kind diesen Wunsch äußert“, empfiehlt Marion Kreikle. Noch ein Tipp: Ein schönes Ritual zur Ablenkung vom Weltschmerz ist es – in diesen Zeiten umso mehr – gemeinsam mit Kindern vor dem Schlafengehen zu überlegen, welche Dinge am Tag besonders schön waren. So können die Kleinen mit heiteren Gedanken und fröhlichen Erinnerungen die Augen schließen.