Strukturen in der Urlaubszeit

Strukturen in der Urlaubszeit: Harmonie zwischen Freiheit und Regeln

„Strukturen und Regeln“: Das sind wohl die letzten Wörter, die man zur Faschingszeit hören möchte! Bunte Kostüme, lustige Musik und leckere Krapfen sind auf der Tageskarte! Doch zwischen den fröhlichen Momenten stellen sich die Fragen: Ab wann sind diese nicht alltäglichen Freiheiten zu viel für die Kinder? Entfernen sie sich zu sehr von den eigentlich gesetzten Strukturen? Wie kann man in der Faschingszeit eine ausgewogene Balance finden?

1. Die Bedeutung von Struktur

Zu viele Regeln – zu wenig Regeln: ein altbekanntes Diskussionsthema. Für ein harmonisches und ausgewogenes Zusammenleben sind sie jedoch unerlässlich. Denn sie:

  • vermitteln dem Kind ein Gefühl der Geborgenheit
  • klären die Erwartungen im Umgang mit anderen und zeigen, was sie selbst von den anderen erwarten können
  • organisieren den Alltag
  • unterstützen die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und stärken das harmonische Miteinander
  • verdeutlichen, dass jeder individuelle Bedürfnisse hat, die gegenseitige Rücksichtnahme erfordern

Diplom-Sozialpädagoge Klaus Fischer¹ beschreibt: „Strukturen aufzeigen heißt, verantwortlich Orientierung geben, wohlüberlegt Einhalt gebieten und Kindern Werte des Zusammenlebens vorleben und vorgeben, mit dem Bewusstsein, dass Strukturen Halt und Sicherheit geben“. Dabei wird auch unterschieden zwischen äußeren und persönlichen Strukturen. Zum Beispiel würde niemand kleinen Kindern viel Spielraum im Straßenverkehr gewähren oder gestatten, mit matschigen Schuhen in der Wohnung herumzutoben. Bei persönlichen Strukturen wird es allerdings komplexer. Grundvoraussetzung ist immer Respekt und Achtung gegenüber dem Kind. Denn: Es gibt nicht nur ein Erfolgsrezept!

2. Urlaub angesagt: Strukturen ade?

Kinder benötigen feste, klare und konsequente Leitfiguren, an denen sie sich orientieren können und auch gelegentlich reiben dürfen. Grundlegend bedeutet dies für die Eltern:

  • ein konsequentes Einhalten der festgelegten Regeln
  • nicht nach Lust und Laune reagieren
  • Verinnerlichen durch gemeinsames Wiederholen

Kinder zeigen von Natur aus starkes Interesse daran, eine positive Beziehung zu ihren Eltern aufzubauen. Sie benötigen Erwachsene, die für sie Verantwortung übernehmen und ihnen in speziellen Situationen helfen, wie von Familienautorin Nora Imlau² beschrieben. Wenn Eltern erkennen, dass eine festgesetzte Struktur möglicherweise für das Kind gerade wenig sinnvoll ist, deutet dies nicht auf Schwäche hin. Es zeigt vielmehr eine reife Haltung, die Situation zu überdenken und zu entscheiden, wie man sie verändern kann, um sicherzustellen, dass die bestehende Struktur dem Kind wieder besser dient. Im Urlaub kann die Leine dementsprechend lockerer gehalten werden. Dabei ist es wichtig, klar zu kommunizieren, warum es sich um eine Ausnahme handelt.

Klare Strukturen sind wichtig

Ein süßer Krapfen oder ein später Film ist nicht gleich ein Weltuntergang. Allerdings ist die Klarheit in der Erziehung wichtig, um den Kindern Orientierung und Struktur zu bieten. Ein ständiges Nachgeben bedeutet für das Kind nämlich lediglich: „Manchmal darf ich doch, dann versuche ich das beim nächsten Mal auch gleich“! Sicher ist es verlockend, momentan nachzugeben. Wer ist denn schon gerne die Person, die „Nein“ sagt? Langfristig tut man sich jedoch selbst, als auch dem Kind keinen Gefallen. Denn nur mit absehbaren Strukturen entwickelt das Kind eine realistische Selbsteinschätzung und ein Verständnis vom Zusammenspiel aus Handeln und Konsequenz.

3. Was gibt es diesbezüglich zu beachten? Tipps für Eltern:

Es ist wichtig, dass Strukturen einen sinnvollen Rahmen bieten, jedoch sollte der gesamte Tag nicht einem Regelwerk gleichen. Es ist ratsam zu überlegen, welche Regeln unbedingt notwendig sind und auf welche im Bedarfsfall verzichtet werden kann.

Einmal festgelegt, sollten diese klar eingehalten und umgesetzt werden. Der individuelle Bedarf an Regeln variiert von Kind zu Kind. Es gibt Kinder, die diese annehmen und sogar als positiv empfinden. Andererseits gibt es Kinder, für die jede gesetzte Regel eine Einladung ist, dagegen zu rebellieren.

Strukturen setzen bedeutet also nicht, den Spaß einzuschränken oder zusätzliche Arbeit zu schaffen. Im Gegenteil! Es geht darum, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden. Dies erfordert das frühzeitige Festlegen von Strukturen, die Bewahrung von Flexibilität und die Bereitschaft, für besondere Ereignisse Kompromisse einzugehen. Das Vereinbaren von Regeln führt nicht zu weniger Spaß, sondern trägt dazu bei, dass das Familienleben noch fröhlicher und harmonischer wird.