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Kindergarten am Biederstein-Schwabing: Die Magische-Phase und das Märchenland

Kindergarten am Biederstein-Schwabing

Bei der Planung pädagogischer Projekte steht immer der Entwicklungsstand der Kinder im Vordergrund. Im Kindergarten am Biederstein-Schwabing nahmen die Erzieherinnen durch das ganzheitliche Beobachten wahr, dass die Kinder sich in der „Magischen-Phase“ befinden und mit dem klassischen „Gut&Böse-Rollenspiel“ beginnen. Diesen Entwicklungsschritt bei den Kindergartenkindern nahmen die Erzieherinnen in einem Projekt auf, dass sich auf mehrere Wochen ausbreitete: Die Kindergartengruppe Kängurus am Biederstein-Schwabing widmet sich dem Thema Märchen.

In einer Kinderkonferenz schlugen die Erzieherinnen Shauna (English Native Teacher), Tanja (Erzieherin im Anerkennungsjahr) und Carina den Kindern drei Märchen zur Auswahl vor. Mit Glassteinen gaben die Kinder ihre Stimme auf einem der Märchenbilder ab. Das Märchen Aschenputtel gewann mit eindeutiger Mehrheit. So wurden die Kinder an der Entscheidung beteiligt (Partizipation ) und ihnen wurde bewusst, dass ihre Meinung wichtig ist und einen Unterschied macht. Von nun an wollten sich alle dem Märchen und seinen verschiedenen Aspekten widmen.

Ein ganzheitliches Projekt

Bei dem Thema Märchen ist es sehr wichtig, den Kindern die Geschichte behutsam zu erzählen und die Kinder damit auch nicht zu überfordern, denn alle sollen die Geschichte verstehen, die gleiche Basis haben und die Rolle von Grund auf interpretieren können. Märchen machen keine Angst, sondern vermitteln Werte und thematisieren bereits vorhandene oder aktuelle Ängste. Durch die Geschichte beginnen die Kinder diese Ängste zu verarbeiten oder lernen Verhaltensmuster und Werte kennen, die ihnen helfen mit unterschiedlichen Situationen umzugehen.

Die Magische Phase schult die Empathiefähigkeit

Die Kinder sollen das Märchen auf sich wirken lassen und selbst für sich auslegen. Der Erzähler gibt also zum Beispiel nicht vor wie laut oder leise eine Figur ist. Denn später spielen Kinder das Märchen oft nach. Und in dieser sogenannten Magischen Phase schulen Kinder im Rollenspiel ihre Empathiefähigkeit und schlüpfen in die Rolle der Märchenfigur. Sie lernen im Spiel soziales Verhalten und dabei besonders den Perspektivenwechsel. Die Erzieherinnen erleichtern den Kindern das Rollenspiel indem sie klare Grenzen zwischen Märchenwelt und Realität ziehen – so schlüpfen die Kindergartenkinder schneller in ihre Märchenrollen.

Dafür gestalteten die Kinder am Biederstein gemeinsam ein Märchentor, das vor dem Erzählen durchsprungen werden muss. Mit unsichtbarem „Märchenland-Verreisesand“ in den Augen sprangen so 16 mutige Kängurus in Aschenputtels-Welt.

Märchen - Wald - Plakat - Wichtel Akademie München

Dabei hörten die Kinder aktiv zu. Sie lernten von Carina verschiedene Ausdrucksformen kennen und beobachteten ihre Mimik und Gestik – die sie später teilweise kopierten. Sie entwickelten Freude am Geschichtenerzählen und entwickelten ihre sprachliche Abstraktionsfähigkeit. Gemeinsam mit der Erzieherin besprachen sie den Inhalt des Märchens, also was ist wichtig? Worauf kann man verzichten? Was macht Glück aus? Nach dem Ende der Geschichte sprangen die Kinder durch das Tor zurück in den Kindergarten. An den folgenden Tagen spielten die Kinder immer wieder im angeleiteten Freispiel das Märchen nach. Und änderten dabei auch ihre Rollen.

Carina, Tanja und Shauna fragten die Kinder später: „Welche Figur aus dem Märchen hat euch am besten gefallen“. Und mit großer Mehrheit gewannen die hilfsbereiten Tauben. Erzieherin Carina erzählt: „Einige Kinder sind nach unserem Märchen-Projekt noch hilfsbereiter geworden. Gestern ist der kleine Topf mit den Linsen und Erbsen umgefallen. Sofort kamen zwei Jungs aus der Gruppe und haben die Linsen und die Erbsen aufgesammelt und getrennt – wie die Tauben im Märchen.“

Märchen - Erzähler - Geschichte - Wichtel Akademie München
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Nachhaltige Folgeprojekte zum Thema Märchen und Magische Phase

Am Folgetag kamen die Kinder auf die Idee, ein großes und kleines Schloss zu gestalten (intrinsische Motivation). Unterstützt von Shauna gestalteten sie damit ihren Aufenthaltsraum zu einem Märchenraum.

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Schloss - Märchen - Wichtel Akademie München

Eine Woche später ging es um das Thema Erbsen (Aschenputtel sortierte die guten und schlechten). Ein passendes Aschenputtel-Erbsen-Menü wurde gekocht. Die Zutaten kauften die Kinder bei einem Ausflug auf dem Viktualienmarkt ein.

Kindergarten - Viktualienmarkt - Wichtel Akademie München
Märchen - Viktualienmarkt - Wichtel Akademie München

Und auch bei Spaziergängen im Freien griffen die Erzieherinnen der Kindergarten-Känguru-Gruppe das Thema Märchen auf: Im Englischen Garten beobachteten die Kinder Tauben und betrachteten die Bäume. Dazu stellten die Erzieherinnen Fragen zu den Unterschieden zwischen Wirklichkeit und Phantasie. Gemeinsam schüttelten sie an den jungen wie alten dicken Bäumen, bildeten gemeinsam sogar einen Kreis um den dicksten Baum und mühten sich, aber auf den Spruch „Bäumchen rüttel dich, Bäumchen schüttel dich“, fiel kein Kleid vom Baum. So stellten die Kinder den Unterschied zum Märchen nochmals fest.

Und auch bei Entspannungsaktivitäten griff die Kindergartengruppe das Thema Märchen auf. So widmeten sich die Kinder der Legearbeit mit Erbsen und Linsen.

Nach vier Wochen ist das Märchen-Projekt nun abgeschlossen – aber im Herzen sind die Kinder weiter kleine Prinzen und Prinzessinnen – und an Fasching werden sie wie Aschenputtel auf der Kindergartenparty am Biederstein-Schwabing feiern.

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