Stehtisch - Praxis - Wichtel Akademie München

Verknüpfung von pädagogischer Theorie und Praxis: Praxisfachtag in der Wichtel Akademie

Praxisfachtag in der Wichtel Akademie

Praxis - blaue Schuhe - Wichtel Akademie München

60 Füße in blauen Plastiküberziehern rascheln in kleinen Schritten durch die Gänge der Wichtel Akademie am Biederstein. Nein, wir feiern weder Fasching noch ist frisch gestrichen – wir verzahnen theoretisches Wissen mit der praktischen Umsetzung in der Kita. Und dafür haben wir 23 Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik Lindau mit ihren Lehrerinnen zu unserem Praxisfachtag nach München eingeladen.

Denn wie wir aus Erfahrung wissen: Gelerntes vertieft man am besten, indem man es anwendet oder dessen Anwendung beobachtet – in unserer Reihe der Praxisfachtage in der Wichtel Akademie wollen wir daher die Themenschwerpunkte Kommunikation mit den Eltern, Geborgenheit und bilinguale Erziehung in Theorie und Praxis vorstellen. Und da der Praxisfachtag in der Kita stattfindet, müssen die angehenden Kinderpflegerinnen ihre Schuhe unter Hygiene-Plastiküberziehern verbergen.

Rungang durch Kindergarten und Kinderkrippe

Patrick - Geschäftsführer - Wichtel Akademie München
Lena - Fachtage - Praxis - Wichtel Akademie München

Und auch Patrick Smague als Geschäftsführer der Wichtel Akademie kommt an dem schicken Accessoire nicht vorbei. Er stellt zu Beginn der Veranstaltung die Kommunikationsformen und Zusammenarbeit der Kita mit Eltern, Mitarbeitern, Fachwelt und möglichen zukünftigen Mitarbeitern wie den Studentinnen aus Lindau vor. „Das gegenseitige Vertrauen durch intensive Kommunikation bildet die Grundlage jeglicher Zusammenarbeit“, so Smague. „Denn das Vertrauen der Eltern ist die Grundvoraussetzung einer guten pädagogischen Arbeit, wie Sie sie einmal leisten werden.“

Dann starten unsere Gäste mit Schritt eins der Verknüpfung von theoretischem pädagogischem Wissen und der Praxis, die wir bei der Wichtel Akademie leben. In Kleingruppen marschieren die Blaufuß-Studierenden durch die Gänge, Ruhe-, Werk- und Aufenthaltsräume des Kindergartens und der Kinderkrippe. Begleitet und geleitet werden die 17 bis 36- Jährigen von Dorothea Ruck, pädagogischer Leiterin der Wichtel Akademie und von Lena Pilney, der Leiterin des Standorts. Die Kindergartenkinder singen ungestört weiter, während Lena Pilney auf übergreifende Projekte eingeht, deren Ergebnisse an den Wänden dokumentiert sind. Anerkennend bleiben die Studierenden vor Brokkoli-Gemälden und Karotten-Laternen stehen. Auch die Krippenkinder lassen sich nicht stören, schließlich dürfen sie sich gerade selbst das Essen aus den großen Schüsseln nehmen. Stolz und hungrig sind die achtmonatigen bis zweieinhalbjährigen vollkonzentriert. Während die Besucher vor den Gangfenstern stehen.

Seminarteil mit Praxisbeispielen

Lilo - Praxisfachtage - Wichtel Akademie München
Präsentation - Praxisfachtage - Wichtel Akademie München

Die meisten Teilnehmerinnen hätten die Einrichtung gerne länger erkundet. So sagt die Studierende Lena: „Ich war ganz fasziniert von den Bildschirmen mit den Bildern des Tages. Das ist voll gut für die Eltern.“ Und ihre Kommilitonin Eva ergänzt: „Organisatorisch kann man sich hier sicher viel abschauen.“

Weiter in Gruppen aufgeteilt folgt nun der Seminarteil mit Praxisbeispielen: „Geborgenheit – die Voraussetzung für die Vermittlung von Basiskompetenzen in der Kinderkrippe.“ Hier erklärt Lilo Baumann, Leiterin der Personalentwicklung der Wichtel Akademie den Studierenden, wie wichtig Geborgenheit für die Entwicklung des Kindes ist. Und, welche Rolle Kinderpfleger und Erzieher dabei spielen, den Kindern Geborgenheit zu vermitteln. Lilo Baumann gestaltet den Vortrag mit konkreten räumlichen und situativen Beispielen sehr praktisch. Eva resümiert: „Für mich war ganz konkret, dass in der Interaktion das Kind im Vordergrund stehen muss, also erst das Bedürfnis und dann die Leistung.“

Nach einer kurzen Mittagspause wechseln die Gruppen. Nun steht bilinguale Erziehung an: Im Kindergarten am Biederstein ist in jeder Gruppe sowohl eine deutschsprachige pädagogische Mitarbeiterin als auch ein English Native Teacher anwesend. Nach dem Prinzip „eine Person eine Sprache“ tauchen die Kinder in die englische Sprache ein. Dieses so genannte Immersionslernen ermöglicht den Kindern, mit der Sprache zu experimentieren nach dem Prinzip der Muttersprache. Die Kenntnisse entwickeln sich von Deutsch über Denglish zu Englisch. Dabei achten die Erzieherinnen darauf, dass die jeweilige Erstsprache sitzt. Denn am Biederstein treffen Kinder aus 30 Nationen zusammen und für einige Kinder ist Englisch die dritte Sprache. Und nur, wenn die Erstsprache sitzt, können sie eine weiter aufbauen. Umso erfreulicher sind die Ergebnisse, die English Native Teacher Kristie Mulcahy am Praxisfachtag in zahlreichen Filmen vorführt.

Positive Bilanz

Rebecca aus Österreich ist begeistert von der Vielfalt der Nationen in der Wichtel Akademie: „Hier kommen verschiedene Nationalitäten zusammen und Kulturen lernen sich kennen. Dadurch wächst die Akzeptanz.“ Lena schließt sich an und sagt: „Schön, wie spielerisch die Kinder hier die Sprache lernen.“ Auf die Beispiele aus Ländern wie Australien reagieren die Studierenden der Fachakademie Lindau schockiert.“ „Schlimm, wie früh die Kinder woanders auf Leistung getrimmt werden“, sagt Lena. Fachakademie-Lehrerin Carmen Kamps ist erfreut über den Vortrag: „Für meine Schülerinnen ist Bilingualität ein komplett neues Gebiet. Sie konnten so einfach mal ein Gespür dafür entwickeln, was bilinguale Erziehung ist und wie das umgesetzt wird.

Insgesamt bilanziert sie positiv: „Dieser Praxisfachtag bestätigt mich in meiner Arbeit. Denn, was ich vermittle, wird in dieser Einrichtung gelebt.“ Und eine ihrer Studierenden sagt (in diesem Fall incognito): „War sehr Interessant!! Habe heute mehr gelernt, als in einem Jahr Schule!“

Ein großes Kompliment für die Wichtel Akademie – und darum bedanken wir uns für den Besuch, für den interessanten Austausch und das brave Tragen der Plastiküberzieher.