Trennungsangst

Trennungsangst bezeichnet die Angst und den Stress, den insbesondere jüngere Kinder beim Abschied von ihren vertrauten Bezugspersonen empfinden. Sie ist ein normales Entwicklungsphänomen, das typischerweise im zweiten Lebenshalbjahr beginnt (mit etwa 6–8 Monaten) und im Kleinkindalter am stärksten ausgeprägt ist. Auch im Kindergartenalter kann Trennungsschmerz noch eine Rolle spielen, wenn Kinder zum Beispiel morgens bei der Verabschiedung weinen. Die Angst entsteht daraus, dass das Kind befürchtet, die Eltern könnten nicht wiederkommen – es kann die Trennung zeitlich und räumlich noch nicht einschätzen. Wichtig ist, Trennungsangst nicht als „Unart“ abzutun, sondern ihr mit Verständnis zu begegnen.

In Krippe und Kindergarten arbeiten Fachkräfte eng mit den Eltern zusammen, um Trennungssituationen möglichst sanft zu gestalten. Eine stufenweise Eingewöhnung mit einer vertrauensvollen Bezugserzieher:in hilft, die Ängste des Kindes zu vermindern. Klare Abschiedsrituale (zum Beispiel ein fester Abschiedsspruch oder Winken am Fenster) geben dem Kind Struktur und Sicherheit. Zudem können Übergangsobjekte – etwa ein Kuscheltier oder ein vertrauter Gegenstand von zu Hause – dem Kind Trost spenden und die Wartezeit bis zur Rückkehr der Eltern überbrücken. Mit feinfühliger Begleitung lernen Kinder allmählich: Auch wenn Mama oder Papa geht, kommen sie verlässlich wieder, und in der Zwischenzeit bin ich in der Kita gut aufgehoben.

Praktische Beispiele der Trennungsangst im Kita-Alltag:

  • Morgendliches Abschiedsritual: Jeden Tag verabschieden sich Eltern und Kind auf die gleiche liebevolle Weise (z.B. eine Umarmung und ein kurzer Spruch). Dieses Ritual vermittelt dem Kind Verlässlichkeit. Es schafft eine sichere Struktur, auf die sich das Kind verlassen kann, was besonders in Zeiten von Trennungsangst wichtig ist. Ein wiederkehrendes Ritual hilft dem Kind, den Abschied besser zu verstehen und reduziert Unsicherheiten.
  • Vertraute Bezugsperson: Wenn ein Kind weint, kümmert sich die fest zugeteilte Bezugserzieher:in sofort tröstend um es. Auf dem Arm der vertrauten Person beruhigt sich das Kind meist schneller. Diese enge Beziehung ist ein zentraler Bestandteil der Eingewöhnung und stärkt das Vertrauen des Kindes in die neue Umgebung. Die Bezugsperson fungiert als „sicherer Hafen“, der dem Kind Halt gibt und ihm ermöglicht, sich nach und nach von den Eltern zu lösen.
  • Übergangsobjekt nutzen: Die Eltern geben dem Kind einen vertrauten Gegenstand mit (Lieblingsstofftier oder ein Schal von Mama). In schwierigen Momenten kann das Kind daran riechen oder es halten und fühlt sich dadurch geborgen. Übergangsobjekte sind wichtig, um dem Kind Sicherheit zu vermitteln und den Kontakt zur vertrauten häuslichen Umgebung aufrechtzuerhalten. Sie können Ängste mildern und helfen, die Trennung emotional besser zu bewältigen.
  • Offen kommunizieren: Fachkräfte tauschen sich täglich mit den Eltern über das Abgeben aus – z.B. ob das Kind schnell wieder fröhlich wurde – und entwickeln gemeinsam Strategien (etwa früher gehen, damit der Abschied kürzer und klarer ist). Eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen Eltern und Erzieher:innen ist essenziell, um individuelle Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einzugehen. Gemeinsame Absprachen unterstützen einen sanften Übergang und stärken das Vertrauen aller Beteiligten.