Sichere Bindung Kind

Sichere Bindung beschreibt die qualitativ hochwertige, vertrauensvolle Beziehung eines Kindes zu seiner Bezugsperson, in der sich das Kind geborgen fühlt. In der Bindungstheorie gilt die sichere Bindung als optimale Grundlage für die Entwicklung. Ein sicher gebundenes Kind hat volles Vertrauen, dass seine Bezugsperson (etwa Mutter, Vater oder in der Kita die Erzieher:in) bei Kummer tröstet, bei Gefahr schützt und sich verlässlich kümmert. Dieses Vertrauen entsteht, wenn die Bezugsperson feinfühlig auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht und konstant verfügbar ist. Die Auswirkungen einer sicheren Bindung zeigen sich darin, dass das Kind neugierig und angstfrei seine Umgebung erkundet: Die Bezugsperson dient ihm dabei als „sicherer Hafen“ oder sichere Basis, zu der es jederzeit zurückkehren kann, um Sicherheit zu tanken. Bei Trennungen protestiert ein sicher gebundenes Kind oft zunächst, lässt sich aber von der vertrauten Person schnell wieder beruhigen und findet danach rasch zurück ins Spiel – ein Zeichen dafür, dass das Urvertrauen intakt ist.

In Krippe und Kindergarten legen Einrichtungen großen Wert darauf, dass Kinder auch dort sichere Bindungserfahrungen machen können. Natürlich ersetzen Erzieher:innen nicht die Eltern, aber sie können zu sekundären Bindungspersonen werden, denen das Kind vertraut. Durch liebevolle Eingewöhnung, feste Bezugspersonen und einen beständigen Tagesablauf bauen Kinder in der Kita Vertrauen auf. Ein Zeichen sicherer Bindung im Kita-Kontext ist zum Beispiel, wenn ein Kind nach dem Urlaub freudig in die Arme „seiner“ Erzieherin läuft oder bei Unwohlsein spontan Trost bei ihr sucht. Die Fachkraft fungiert dann als sichere Basis, von der aus das Kind selbstbewusst am Gruppengeschehen teilnimmt. Um die sichere Bindung zu fördern, achten Erzieher:innen im Alltag auf Zuverlässigkeit und viel körperliche Wärme (wie trösten, kuscheln, an die Hand nehmen). Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern spielt eine Rolle: Absprachen zu Routinen (Schlafen, Trösten, liebgewonnene Rituale) sorgen dafür, dass das Kind Konsistenz erlebt. Eine sichere Bindung im Kita-Alltag ist entscheidend, damit Kinder auch außerhalb der Familie emotional gestärkt sind – sie fühlen sich angenommen und können sich dadurch freier entwickeln.

 

Praktische Beispiele der sicheren Bindung im Kita-Alltag:

  • Vertrauter Empfang: Nach dem Wochenende kommt ein Kleinkind fröhlich auf die Bezugserzieherin zugelaufen und möchte auf den Arm. Die Erzieherin begrüßt es mit einem liebevollen Lächeln – das Kind zeigt mit diesem Verhalten, dass es sie als sichere Basis sieht.
  • Hilfesuchend zurückkommen: Beim Freispiel entfernt sich ein Kind mutig in einen anderen Raum, kehrt aber nach einigen Minuten zu „seiner“ Erzieher:in zurück, um kurz Nähe zu tanken. Nachdem es eine Umarmung bekommen hat, spielt es wieder zufrieden weiter – ein klassisches Zeichen sicherer Bindung.
  • Trösten bei Kummer: Wenn ein Kind sich wehgetan hat, reagiert die Erzieher:in sofort: Sie nimmt das weinende Kind behutsam hoch, spricht in ruhigem Ton und bleibt so lange dabei, bis es sich beruhigt hat. Das Kind lernt: Ich kann mich auf meine Bezugsperson verlassen.
  • Feste Rituale: In der Krippe hat jedes Kind ein individuelles Einschlafritual mit „seiner“ Bezugsperson (z.B. ein bestimmtes Schlaflied oder Streicheln über den Rücken). Diese Vertrautheit gibt dem Kind Sicherheit, sodass es entspannt einschlafen kann, selbst wenn Mama/Papa nicht da ist.
  • Eltern-Einbindung: Die Erzieher:innen tauschen sich regelmäßig mit den Eltern über das Bindungsverhalten aus. Wenn z.B. zuhause ein neues Kuscheltier wichtig geworden ist, darf es mit in die Kita kommen – alle unterstützen gemeinsam die sichere Bindung des Kindes, indem Vertrautes in beiden Umgebungen präsent ist.