ADHS in der Frühpädagogik
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) beschreibt ein Muster von Unaufmerksamkeit, starker Impulsivität und ausgeprägtem Bewegungsdrang. Bereits im Kindergartenalter können Kinder mit ADHS-Symptomen auffallen: Sie haben z.B. Mühe, sich längere Zeit zu konzentrieren, sitzen kaum still, platzen oft impulsiv heraus oder wechseln rasch von einer Aktivität zur nächsten. Wichtig ist, diese Verhaltensweisen nicht als „Absicht“ des Kindes zu werten – ADHS ist eine neurobiologisch bedingte Entwicklungsbesonderheit. In der Frühpädagogik geht es darum, betroffene Kinder mit Verständnis und passenden pädagogischen Maßnahmen zu begleiten, damit sie sich trotz ihres hohen Bewegungsdrangs gut in die Gruppe integrieren können.
Für Kitas bedeutet das, klare Strukturen und einfühlsame Begleitung anzubieten. Pädagogische Fachkräfte geben dem Tagesablauf einen festen Rahmen und verständliche Regeln, von denen besonders impulsive Kinder profitieren. Gleichzeitig wird Wert auf Bewegung gelegt: Statt das Kind ständig zur Ruhe zu ermahnen, werden Gelegenheiten geschaffen, Energie kontrolliert abzubauen (z.B. durch Bewegungsspiele oder kurze „Toben-Pausen“ draußen). Wichtig ist auch der enge Austausch mit den Eltern und ggf. Therapeut:innen. So kann zuhause und in der Kita eine einheitliche Strategie verfolgt werden – etwa beim Thema Grenzen, Belohnungen oder Umgang mit Wut. Ein sensibler Umgang mit ADHS ermöglicht es dem Kind, seine Stärken zu zeigen (z.B. Kreativität, Begeisterungsfähigkeit), ohne dass die Gruppe unter den Herausforderungen leidet.
Praktische Beispiele bei ADHS im Kita-Alltag:
- Ruheinseln einrichten: In der Gruppe gibt es eine gemütliche Ecke mit Kissen oder Kopfhörern, wohin sich ein Kind zurückziehen kann, wenn alles zu viel wird. So kann es Reizüberflutung abbauen und danach wieder besser mitmachen. Diese Rückzugsmöglichkeiten helfen insbesondere Kindern mit ADHS, ihre Sinne zu ordnen und sich ausreichend zu regenerieren, ohne vollständig aus dem Gruppengeschehen ausgeschlossen zu sein.
- Klare Signale: Eine Erzieher:in vereinbart mit dem Kind einfache Zeichen, z.B. eine Hand auf der Schulter, als Erinnerung, leiser zu sein oder aufzupassen. Diese nonverbale Hilfestellung holt das Kind sanft aus Tagträumen oder impulsiven Momenten zurück. Solche individuellen Vereinbarungen stärken das Vertrauen und geben dem Kind Orientierung, ohne es zu bloßstellen. Strukturierte
- Übergänge: Übergänge wie Aufräumen oder Anziehen werden mit Ritualen begleitet (z.B. ein Lied beim Aufräumen), damit das Kind weiß, was als Nächstes kommt, und weniger leicht abgelenkt wird. Durch feste Abläufe bekommt gerade das impulsive Kind Sicherheit und kann den Wechsel zwischen Aktivitäten besser bewältigen.
- Positive Verstärkung: Die Fachkraft lobt gezielt gewünschtes Verhalten („Toll, wie ruhig du gerade zuhörst!“). Durch diese Anerkennung erfährt das Kind Erfolgserlebnisse und versucht eher, Regeln einzuhalten. Auch kleine Fortschritte werden gesehen und motivieren dazu, sich weiter zu bemühen. Bewegungspausen: Bei längerem Stillsitzen (Morgenkreis, Mittagsrunde) dürfen alle Kinder zwischendurch kleine Übungen machen – etwa einmal aufstehen, strecken oder hüpfen. Besonders für Kinder mit ADHS wird so der Bewegungsdrang auf akzeptable Weise integriert. Solche bewegungsorientierten Impulse fördern das Wohlbefinden aller Kinder, stärken die Gruppenatmosphäre und unterstützen die Konzentrationsfähigkeit.