Erzieherin - Nayana - Wichtel Akademie München

Naiyana Wantataen: „Erzieher heißen in Thailand Lehrer“

Naiyana Wantataen: „Erzieher heißen in Thailand Lehrer“

Naiyana Wantataen lebt seit 1996 in München und ist seit 2007 bei der Wichtel Akademie als Kinderpflegerin und damit eine der längsten Mitarbeiterinnen der Kita. Sie liebt den Beruf der Kinderpflegerin. Auch wenn die Unterschiede in der Kinderbetreuung zu ihrer ursprünglichen Heimat Thailand groß sind: „In Thailand wird Disziplin sehr groß geschrieben“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Und wir durften nie auf den Schoß eines Erziehers. Das wäre dort so, als würde man in Deutschland bei einem Lehrer auf den Schoß krabbeln.“

Der Erzieher ist in Thailand eine Respektsperson und wird auch Lehrer genannt. In dieser Hinsicht bevorzug Naiyana Wantataen die deutsche Pädagogik: „Kinder brauchen Geborgenheit und müssen hier nicht viel tun, um von uns in den Arm genommen zu werden. Und das ist sehr gut so.“ Wir sitzen in der Teeküche der Wichtel Akademie – mit Glastür zum Flur. Vor der Teeküche bleiben immer wieder Kinder stehen und winken Naiyana Wantataen. Sie kichert und winkt zurück.

„Wenn Kinder weniger Spielzeug haben, freuen sie sich mehr und länger über einzelne Stücke"

Wantataen erzählt, dass sie selbst bereits als Kleinkind in Schuluniform in die Kita marschierte. Bereits um acht Uhr hätten sich alle Kinder von vier Jahren bis 16 Jahren auf dem Hof vor der thailändischen Flagge versammelt und die Nationalhymne gesungen. Dann sei kontrolliert worden: Sitzt die Frisur? Bei Mädchen duften die Haare nicht länger sein als bis zu den Ohrläppchen. Und sind die Fingernägel sauber? „Wenn nicht, dann kam der Rohrstock auf den Fingerspitzen zum Einsatz“, erinnert sich Wantataen und streckt ihre Arme demonstrativ nach vorne. Anschließend seien die Tagesaufgaben verteilt worden: „Wenn der Schulhof schmutzig war, haben wir Kinder gemeinsam den Müll aufgesammelt“, erinnert sie sich. „Aber das war nicht schlimm, das war irgendwie immer auch lustig.“

Sie beschreibt, wie sie in Thailand Spielzeug aus Steinen, Papier oder einfachen Gegenständen gebastelt haben. Ganz anders als die Kinder in Deutschland: „Die Kinder hier haben meist zu viel Spielzeug und langweilen sich damit schnell,“ sagt die Kinderpflegerin. Naiyana Wantataen schöpft aus ihrer Erfahrung, wenn sie sagt, dass die Phantasie der Kinder angeregt wird, wenn sie weniger haben. „Vor allem die teuren Spielzeuge mit Geräuschen schränken die Phantasie ein und stören die Konzentration der Kinder“, berichtet sie aus dem täglichen Geschehen in der Kita.

„Kinderpfleger ist mein Traumberuf, weil man viel lacht"

Für Wantataen ist die Betreuung der Kindergartenkinder eine größere Herausforderung als die der Krippenkinder. Die älteren Kinder benötigten viel mehr Motivation und andauernd neue pädagogische Angebote. „Da kann ich kein Projekt nach drei Monate wiederholen, sonst langweilen die Kindergartenkinder sich.“ Wobei die Wissbegier der Kinder sie ansteckt und meist auch zum Lachen bringt. Sie sagt: „Ich mag meinen Job mit den Kindern vor allem, weil wir andauernd lachen“.

Das einzig Schlimme sind für Naiyana Wantataen die Abschiede: „Früher hab ich bei jedem Abschied der Kinder in die Schule so geweint. Aber es ist besser geworden, weil die Vorbereitung des Abschieds auch mir hilft“, sagt sie. Nur ein Mädchen, Mali, ist ihr auch bis nach dem Kindergarten treu geblieben. Sie hatte die Kleine mit viereinhalb Monaten eingewöhnt und betreute sie jeden Werktag rund acht Stunden. „Früher hat sie gesagt ‚ ‚Naiyana Du bist streng‘. Jetzt ist sie in der Schule und kommt nachmittags, wenn ihr Bruder abgeholt wird zu mir. Sie kuschelt mit mir und sagt ‚Ich will wieder in deine Gruppe, die Lehrer sind noch strenger‘“. Naiyana Wantataen lacht, während ein Junge an die Tür klopft. Wir gehen auf den Flur und er fragt: „Darf ich draußen spielen Naiyana.“ Sie umarmt den Jungen und sagt: „Nur wenn aufgeräumt ist.“ Zu mir gewandt sagt sie: „Ich bin nämlich nicht streng, ich will nur Respekt. Das vermisse ich oft bei den Kindern, auch gegenüber ihren Eltern.“