Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist ein Kommunikations- und Konfliktlösungsansatz, der von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Im Kern geht es darum, respektvoll, einfühlsam und konstruktiv miteinander zu sprechen – ohne Vorwürfe, Drohungen oder Verletzungen. Stattdessen werden in der GfK Gefühle und Bedürfnisse klar benannt, und Lösungen werden so gesucht, dass niemand bloßgestellt oder dominiert wird. Die Methode umfasst vier Schritte: Beobachtung (was ist konkret passiert, ohne zu bewerten), Gefühlsäußerung (wie fühle ich mich dabei), Benennung des Bedürfnisses dahinter und schließlich eine Bitte, die das Anliegen ausdrückt. In der Praxis fördert gewaltfreie Kommunikation gegenseitiges Verständnis und Empathie. Gerade in der Arbeit mit Kindern schafft sie eine Atmosphäre, in der sich alle Beteiligten sicher und wertgeschätzt fühlen.

In Krippe und Kindergarten hilft GfK, alltägliche Konflikte friedlich zu lösen und ein positives Miteinander zu stärken. Pädagogische Fachkräfte, die gewaltfrei kommunizieren, gehen als Vorbild voran: Sie verwenden Ich-Botschaften statt Schuldzuweisungen („Ich sehe, dass die Spielsachen herumliegen, und ich fühle mich unwohl damit, weil Ordnung wichtig ist“ statt „Ihr seid so unordentlich!“). Im Umgang mit den Kindern bedeutet es zum Beispiel, Wut oder Frust des Kindes ernst zu nehmen und in Worte zu fassen („Du bist ärgerlich, weil du jetzt noch nicht draußen spielen darfst.“), um dann gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Durch diese Haltung lernen Kinder, eigene Gefühle auszudrücken und auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Langfristig unterstützt die gewaltfreie Kommunikation die Entwicklung sozialer Kompetenzen wie Empathie, Konfliktfähigkeit und Selbstregulation – wichtige Fähigkeiten für ein gelungenes Miteinander.

 

Praktische Beispiele der gewaltfreien Kommunikation im Kita-Alltag:

  • Konflikt zwischen Kindern: Zwei Kinder streiten um ein Spielzeug. Die Erzieherin geht dazwischen, aber statt zu schimpfen, lässt sie beide abwechselnd ausreden. Sie hilft ihnen, in einfachen Worten zu sagen, was sie fühlen („Ich bin wütend, weil ich auch damit spielen will“) und leitet sie an, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen (z.B. abwechseln oder zusammen spielen).
  • Gefühlsbarometer: Im Morgenkreis dürfen die Kinder mit Hilfe von Smileys oder Farben zeigen, wie es ihnen heute geht. Die Fachkräfte nehmen diese Rückmeldungen ernst („Ich sehe, du bist heute traurig, möchtest du erzählen warum?“) – das fördert eine offene Gesprächskultur.
  • Ich-Botschaften der Erzieher:innen: Statt allgemeinem „Hört auf damit!“ sagt der Erzieher im Toberaum konkret: „Ich sehe, ihr werft mit den Bausteinen. Ich mache mir Sorgen, dass jemand verletzt wird. Bitte hört jetzt damit auf.“ So verstehen die Kinder den Grund der Bitte und fühlen sich nicht bloß getadelt.
  • Wertschätzende Kritik: Wenn ein Kind etwas kaputt gemacht hat, vermeidet die Fachkraft Begriffe wie „böse“ oder „schlimm“. Sie beschreibt sachlich, was passiert ist („Die Tasse ist heruntergefallen und kaputt gegangen“), und äußert ihre Gefühle dazu („Ich bin traurig, weil die Tasse allen Kindern wichtig war“). Zusammen überlegen sie, wie man es wieder gutmachen oder beim nächsten Mal vermeiden kann.